Einer der letzen Bauzeugen der SAFFA 1958 wird bald abgebrochen

Das SAFFA-Clubhaus der Schweizer Architektin Berta Rahm ist vom Abbruch bedroht. Das Team des Nationalfondprojekts «SAFFA 1958» hat daher den Verein «prosaffa1958-pavillon.ch» gegründet, um diesen wichtigen Bauzeugen der legendären Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit auf der Landiwiese in Zürich-Wollishofen zu retten.

Hinter der ehemaligen Betriebskantine der «Hauser Champignons Kulturen AG» verbirgt sich eine spannende Geschichte. Gebaut wurde das moderne Kleinhaus von der Architektin Berta Rahm (1910–1998) im Jahre 1958 für die zweite Schweizerische Ausstellung für Frauenarbeit (SAFFA) in Zürich-Wollishofen. Als Annexbau des Club Pavillons waren in ihm neben einer Garderobe und Toiletten auch ein Leseraum für JournalistInnen untergebracht. Der  von Berta Rahm errichtete Club Pavillon selber stammt  aus der Feder des Mailänder Architekten Carlo Pagani (1913–1999).

Die zweite SAFFA dauerte vom 17. Juli bis zum 15. September 1958 und war dem gestalterischen und künstlerischen Schaffen von Frauen in der Schweiz der Nachkriegsjahre gewidmet. Organisiert wurde die SAFFA vom damaligen Bund Schweizerischer Frauenvereine BSF, heute alliance F, und diverser Frauenzentralen.

Die Küche im Essraum entsprach im Jahr 1959 einem gehobenen modernen Standard. Foto: Berta Rahm Architectural Collection, Ms1998-011, Special Collections, Virginia Polytechnic Institute and State University, Blacksburg, Va.  
Die Küche im Essraum hat auf dieser Aufnahme von 2020 zwar etwas von ihrer Frische eingebüsst, doch lässt sich immer noch erahnen, wie modern sie früher mal war. Foto: Kantonale Denkmalpflege Zürich, Urs Siegenthaler.

Nach der SAFFA im Oktober 1958 kaufte die international tätige Pilzzüchterin Dr. Erica Hauser (1913–1977) das Clubhaus ab Platz und baute dieses in Gossau auf dem Areal ihres Betriebs wieder auf. In den folgenden Jahrzehnten kreierte dort der berühmte Küchenchef Adelrich Furrer neue Pilzgerichte für eine internationale Kundschaft. In den letzten Jahren geriet das Clubhaus jedoch in Vergessenheit.

Das SAFFA-Clubhaus im Jahr 1959: Die Umgebungsgestaltung des eben erst vollendeten Gebäudes ist noch nicht abgeschlossen. Foto: Berta Rahm Architectural Collection, Ms1998-011, Special Collections, Virginia Polytechnic Institute and State University, Blacksburg, Va.  
Das SAFFA-Clubhaus im Jahr 2020: die Umgebung hat sich verändert, doch das Gebäude mit seiner würdevollen Patina steht immer noch. Foto: Kantonale Denkmalpflege Zürich, Urs Siegenthaler.

Die heute noch intakte, L-förmige Holzständerkonstruktion mit ihrer auffälligen Aluminium-Verkleidung von Dach und Fassaden aus profilierten FURAL-«Reissverschlussblechen» und dem vollflächigen SCOBALIT-Fenster im vorspringenden Raumflügel wäre im Rahmen des Inventarprojekts der kantonalen Denkmalpflege im Verlauf dieses Jahres begutachtet worden. Wie erst jüngst bekannt wurde, soll das Gebäude, welches zuletzt als Lagerhalle diente, einem Neubau weichen. Infolge einer rechtskräftigen Abbruchbewilligung kann das Gebäude nicht vor Ort erhalten werden. Man könnte es aber sorgfältig ab- und anderswo wieder aufbauen.

Der Leseraum des SAFFA-Clubhauses im Jahr 1959: die Einrichtung entspricht dem damaligen Begriff von «schöner wohnen». Foto: Berta Rahm Architectural Collection, Ms1998-011, Special Collections, Virginia Polytechnic Institute and State University, Blacksburg, Va.  
Der Leseraum des SAFFA-Clubhauses im Jahr 2020: die Einrichtung ist verschwunden, aber der Raum ist dank der Scobalit-Wand immer noch hell und zeugt von seiner ursprünglichen Nutzung. Foto: Kantonale Denkmalpflege Zürich, Urs Siegenthaler.

Die kantonale Denkmalpflege hat den Bau nun fotografisch dokumentiert. Da es sich dabei aber nicht um ein Schutzobjekt handelt, kann die Fachstelle dem Abbruch nicht entgegenwirken. Es ist ein Glücksfall, dass das Team des Schweizerischen Nationalfondsprojektes «SAFFA1958» das Clubhaus von Berta Rahm retten will. Das Gebäude soll in Gossau  ab- und an einem noch zu bestimmenden Ort wieder aufgebaut werden. Erfahren Sie mehr über das Projekt und wie das aussergewöhnliche Clubhaus gerettet werden kann auf der Website des Nationalfondsprojekts «SAFFA1958».

Der Grundriss von 1959 zeigt das SAFFA-Clubhaus mit dem in Gossau um drei Fensterachsen verlängerten Küchenflügel. Quelle: Berta Rahm Architectural Collection, Ms1998-011, Special Collections, Virginia Polytechnic Institute and State University, Blacksburg, Va.  

Weiterführende Links

Verein «prosaffa1958-pavillon»: SPENDENAUFRUF  (pdf)

SNF-Forschungsprojekt «SAFFA1958»

TEC21 2021/21: Verschollener Schatz, wiederentdeckt (Tina Cieslik, 08.07.2021)

Baublatt: Neues Leben für Saffa-Pavillon von Berta Rahm (Silva Maier, 31.05.2020)

Turicana: Zürcher Architektinnen, die SAFFA und das Frauenstimmrecht (Evelyn Steiner, Nina Hüppi, 30.05.2020)

Tagesanzeiger: Hoffnung für das Werk einer abgewiesenen Architektin (Ev Manz, 28.04.2020)

swiss-architects.ch: Gegen das Vergessen: Berta Rahms «Saffa»-Pavillon von 1958 retten (Elias Baumgarten, 23.04.2020)

Hochparterre: Saffa-Pavillon retten. (Rahel Marti, 14.04.2020)

NZZ: Die Frauen waren tüchtig, die Geometrie der Architektur stark, doch es reichte nicht (Sabine von Fischer, 08.03.2020)

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Verfasst von:

P

Pietro Wallnöfer

Wissenschaftlicher Mitarbeiter Dokumentation bei der kantonalen Denkmalpflege Zürich.

F
Fritz Maurer

Sehr geehrter Herr Wallnöfer

Ich bin vorhin auf Ihren Artikel betreffend SAFFA-Clubhaus der Schweizer Architektin Berta Rahm gestossen.
Mein Sohn und ich besitzen ein Grundstück von ca 2000 m2 mit der historischen Villa Flora in der Kernzone Wald ZH.
Wir planen im Park ein Gartencafe. Dazu haben wir einen neuen Holzkubus geplant.

Nun meine Frage: Suchen Sie immer noch einen Standort für das Clubhaus. Wenn ja, können Sie sich für das das ehemalige Saffa-Haus diesen Standort in Wald vorstellen.

Ich bitte Sie um eine kurze Rückmeldung.
Herzliche Grüsse
Fritz Maurer

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