Die Radrennbahn in Zürich-Oerlikon ist zwar nicht der älteste armierte Betonbau in der Schweiz, aber das erste Bauwerk in Sichtbeton, welches unverkleidet sein statisches System zeigt.
Das im Jahre 1892 von François Hennebique (1842–1921) entwickelte Konstruktionssystem, bei dem Stützen, Unterzüge und Decken aus armiertem Beton eine Einheit bilden, wurde bereits vor dem Bau der Rennbahn Örlikon von Robert Maillart (1872–1940), dem Vorreiter der Betonarchitektur, angewandt. 1899–1900 erstellte Maillart in Zürich die Stauffacherbrücke aus Eisenbeton, das statische System wurde jedoch vom damaligen Stadtbaumeister – der Tradition verpflichtet – mit Naturstein verkleidet. Bisher galt Maillarts 1930 errichtete Salginatobelbrücke bei Schiers/GR als die erste reine, unverkleidete Konstruktion in Sichtbeton in der Schweiz.
Die Radrennbahn mit ihrer sichtbaren Eisenbetonkonstruktion stellt eine frühe Abkehr von einem traditionellen Erscheinungsbild dar und ist daher ein Vorreiter der Betonarchitektur und der «neuen Sachlichkeit» in der Schweiz. Die Eleganz des Bauwerks ist auch materiell bedingt. Da Eisenbeton sehr teuer war und man wo immer möglich Kosten einsparen wollte, wurden die Bauteile schlank und filigran.
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