Teile und herrsche
1647 war Waser dann selbst von Unruhen betroffen. In Marthalen hatten sich die Bauern versammelt, um einen unliebsamen Untervogt loszuwerden. Waser wies ihre Klagen ab. Als sie damit nicht einverstanden waren, bot er ihnen die Möglichkeit an, sein Urteil vor dem Zürcher Ratsgericht anzufechten. Allerdings unter einer Bedingung: Wer klagen wollte, sollte seinen Namen in einen Rödel (Schriftrolle) eintragen und sich dadurch dazu verpflichten, sich im Fall einer Niederlage an den Gerichtskosten zu beteiligen. Wer nicht klagen wollte, konnte seinen Namen in einen zweiten Rödel eintragen und war dadurch im Fall einer Niederlagen von einer Beteiligung befreit. Als die beiden Rödel die Runde gemacht hatten, war der Klagerödel leer und die Angelegenheit damit erledigt.
Die Aktensammlung zum Kyburger Steuerprotest spielte im Jahr 1653 nochmals eine Rolle. Waser war inzwischen zum Zürcher Bürgermeister gewählt worden. Als solcher liess er unter den eidgenössischen Orten, die mit ihren Bauern im Streit lagen, Abschriften der Kyburger Akten kursieren. Sie sollten ihnen als Beispiel dafür dienen, wie solche Probleme gelöst werden können. Vergeblich! Die Bauern beharrten auf ihrer immer lauter vorgebrachten Forderung, eigene politische Landsgemeinden zu bilden und an vielen Orten kam es zur Verweigerung von Steuern. Die Obrigkeiten der Stadtorte waren in Aufruhr. Bei den darauffolgenden kriegerischen Auseinandersetzungen unterlagen die Bauern. Die Stadtorte nutzten ihre Stärke rücksichtslos aus und liessen sämtliche Rädelsführer hinrichten.
Das Schicksal der Kriegssteuer
Trotz der erbitterten Auseinandersetzungen um die Kriegssteuer wurden die Erlöse daraus letztlich nie ausgegeben. Sie lagerten als eiserne Reserve im Turmzimmer in der Kyburg, vor dem alle sechs Jahre ein neuer Landvogt schlief. Als 1798 – mit gütiger Hilfe der Franzosen – das Ancien Régime zusammenbrach, holten sich die Bauern der Umgebung das Geld und teilten es unter sich auf.
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